Ein elastisches Granulat im Kunstrasen verbessert die Spieleigenschaften. Doch das Gummigranulat ist aufgrund von Größe und Materialbeschaffenheit Mikroplastik. Mittelfristig droht ihm als Infill in der EU ein Verbot. Die Gretchenfrage lautet nun für die Industrie: Wie lässt sich der hohe Anspruch an einen Sportboden bedienen, wenn das Gummigranulat verboten wird? Eine Lösung sind Infills, die zum einen grünen Gesetzen wie der Kreislaufwirtschaft folgen, zum anderen die Bedürfnisse der Sporttreibenden erfüllen. Polytan hat hier einiges zu bieten.
Die anhaltende Diskussion um eine EU-weite Regelung zum Thema Mikroplastik auf Sportanlagen hat zu einer massiven Verunsicherung bei Betreibern, Planern und Investoren geführt. Der sogenannte Austrag des Granulats steht im Verdacht, die Umwelt durch Mikroplastikpartikel zu verunreinigen. Eine definitive Entscheidung, ob ein Verbot des Gummigranulats ausgesprochen wird, steht noch aus. Die EU-Kommission wird diese voraussichtlich noch in diesem Jahr fällen.
Dass die Schonung der Umwelt auch im Sportanlagenbau künftig einbezogen werden muss, wird wohl kaum jemand bestreiten. Vor allem in Deutschland nicht, da es nach Angabe des Bundesinstituts für Sportwissenschaft in Deutschland, die, im EU-weiten Vergleich mit Abstand höchste Anzahl an Kunststoffrasenspielfelder gibt. „Der gemeinwohlorientierte Sport kann und will seinen Beitrag dazu leisten, die Umweltverschmutzung durch Mikroplastik zu reduzieren“, lautet das Statement von Andreas Silbersack, Vizepräsident Sportentwicklung im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Darum macht der Verband in einem gemeinsamen mit dem Bundesinstitut für Sportwissenschaft erstellten Faktenpapier vom 30. Juli 2019 darauf aufmerksam, dass die Wahl der „Füllstoffe, Umgang mit dem Kunststoffrasensystem nach Erreichen der maximalen Nutzungsdauer, End-of-Life-Betrachtung (EOL) und die Wiederverwendung sowie das Recycling von Kunststoffrasensystemen die Umweltauswirkungen bestimmen“. Beim Kunstrasen unterscheidet man im Faktenpapier bezüglich Füllstoffe in drei Kategorien: 1. Unverfüllte Kunstrasensysteme, 2. Kunstrasensysteme mit mineralischem Infill, Kunststoffrasensysteme mit mineralischem und synthetisch hergestelltem, elastischem oder organischem Füllstoff.
Mischungen mit natürlichen Füllstoffen (Sand, Kork-Sand-Gemisch u. a.) sind von den möglichen künftigen EU-Regeln nicht betroffen, heißt es im selben Faktenpapier.
Hier spielt Polytan seine innovative Stärke aus und bietet gleich mehrere nachhaltige Infill-Optionen an. Die dabei verwendeten Materialien erfüllen zum einen den hohen Qualitätsanspruch an Sportanlagen und zum anderen verläuft der Produktionsprozess möglichst ressourcenschonend. Das ist Bestandteil der Unternehmensstrategie auf dem Weg zur CO2-freien Fertigung. Die Transformation hin zur Schadstoffreduzierung ist durch die wachsende Anzahl an sogenannten Green-Technology-Systemen und die zunehmende Produktion nach den Gesetzen der Kreislaufwirtschaft deutlich sichtbar.
Doch was bedeutet eigentlich Kreislaufwirtschaft? „Die verwendeten Materialien werden am Ende des Produktlebenszyklus nicht einfach entsorgt, sondern gehen in die Wieder- und Weiterverwertung“, bringt Anna Jantke, Consultant bei Dassault Systèmes, gegenüber der Fachzeitschrift „Produktion“ das Prinzip Kreislaufwirtschaft auf den Punkt. Denn Abfälle verursachen Emissionen und verschwenden Ressourcen sowie Energie.
Der Definition folgt Polytan und verabschiedet sich dort, wo es möglich ist, vom traditionellen linearen Produktionsprozess. Um einen möglichst geschlossenen Kreislauf zu schaffen, wird das Ende also die Entsorgung durch Recycling schon bei der Produktideenfindung mitgedacht. Eben auch bei den angebotenen Infills.
Wie das aussieht, zeigt das Beispiel BrockFILL. Bei der speziell für Kunstrasen entwickelten Mischung setzt Polytan auf den Naturstoff Holz. Den liefern regionale, schnell nachwachsende Kiefern, die speziell für die Verarbeitung angepflanzt werden. Nach knapp einem Jahrzehnt sind sie reif für die Ernte, um als ein Bestandteil des Holz-/Sandgemischs einen Kunstrasen zu schaffen, der den unterschiedlichen sportlichen Anforderungen entspricht. Die Mischung hat gleich mehrere Vorteile: Langlebigkeit, optimale Drainageeigenschaften, Kühlung der Bodentemperatur und die Vermeidung von Unkrautbildung gehören dazu. Obendrein splittert und schwimmt das Material nicht. Auch Schimmel- und Bakterienbildung, bei rein organischen Materialien oft ein Problem, wird vermieden. Am Ende der Nutzungsdauer wird das verbrauchte Material nicht auf der Mülldeponie entsorgt, sondern als Mulch der Umwelt wieder zugeführt.
Das Infill-Material wurde in verschiedenen Rasensystemen auf die sportliche Eignung geprüft und erfüllt die Anforderungen von FIFA Quality, ONE TURF und World Rugby. Aus Sicht der Sportbiomechanik birgt der Stoff aus Holz und Sand Vorteile für den Bewegungsablauf, wie biomechanische Tests belegen. Damit verspricht am Ende der Einsatz von BrockFILL nicht nur für die Umwelt, sondern auch für den Sportler positive Effekte.
BrockFILL
Die in einem speziellen Prozess hergestellten Holzpartikel, werden von Splittern und Pilzen befreit und anschließend abgerundet. Dadurch reduziert sich der Abrieb auf ein Minimum, bei Kontakt mit der Haut sind die Holzchips angenehm und weich. Ferner zieht BrockFILL das Wasser an, sodass Regenwasser und Kondenswasser von den Partikeln absorbiert wird. Die gespeicherte Feuchtigkeit wird nach und nach für die Kühlung freigesetzt. Außerdem nimmt BrockFILL im nassen Zustand an Gewicht zu, sodass es nicht aufschwimmt und bei Starkregen von der Sportanlage weggeschwemmt wird. Ein mit BrockFILL verfüllter Kunstrasen fühlt sich wie Naturrasen an und liegt innerhalb des optimalen Traktionsbereichs.
Ein weiteres Infill-Material, dass die Nachhaltigkeitsvision von Polytan bedient, ist Kork. Dass das natürliche Material extrem umweltfreundlich ist, zeigen einige Fakten: Korkwälder zählen zu den 36 Biodiversitäts-Hotspots, unter anderem, weil sie Appetit auf CO2 haben. Mit einer Fläche von rund 2,3 Millionen Hektar binden die mediterranen Korkeichenwälder im Jahr rund 14 Millionen Tonnen CO2. Das entspricht ungefähr einem Zehntel des CO2-Ausstoßes des Verkehrswesens in Deutschland, so das Bundes-Umweltamt.
Korkverarbeitung sind die Erwerbs- und Lebensgrundlage für über 100.000 Menschen und das auf einer Fläche von 1 Million Fußballfelder. Gut die Hälfte des weltweit jährlichen Korkbedarfs stammt aus den Montados, den portugiesischen Korkeichenwäldern“, heißt es beim Deutschen Korkverband.
Zusätzlich verfügt die Rinde über gute Isolationseigenschaften. Das schützt die Beläge auf den Sportanlagen vor zu hohen oder niedrigen Temperaturen. Dabei ist das Einstreugranulat atmungsaktiv und gegen Schädlinge und Bakterien resistent.
Diese Eigenschaften nutzt Polytan bei Amorim Nature 130. Hinter dem Namen verbirgt sich ein natürliches Einstreugranulat für Kunstrasenplätze. Die Korkmischung hat wie BrockFILL ebenfalls einiges in Hinblick auf biomechanische Eigenschaften zu bieten. „Es wirkt dem Kraftabbau entgegen, reduziert Verletzungsgefahr und dank eines verringerten Energierückstoßes sorgt es für höheren Spielerkomfort. Die Mischung verleiht der Kunstrasenfaser nötige Stützfunktion und verrottet nicht“, erklärt Polytan-Geschäftsführer Friedemann Söll.
Kork
Die Korkeiche muss bis zu drei Jahrzehnte alt sein, ehe sie das erst mal geschält werden kann. Nach der Ernte muss die Korkeiche mindestens zehn Jahre regenerieren. Dann kann die Rinde erneut geschält werden. Regelmäßig geschälte Korkeichen absorbieren bis zu 30 % mehr CO2 als nicht abgeerntete.
Eine weitere nachhaltige Alternative zum Gummigemisch ist das Infill aus geschredderten Olivenkernen und Sand. Einige Produkte von Polytan bauen im Untergrund auf die Olivenkernmischung. Die Sand-/Olivenkernmischung erfüllt ebenfalls die Regeln der Kreislauf-Wirtschaft. Sie ist genauso wie die beiden vorher erwähnten Infills kompostierbar.
Die Olivenkerne entstehen als Abfall bei der Olivenölpressung. Der sogenannte Kuchen wird von den letzten Frucht- und Schalenresten befreit. Getrocknet und gemahlen kann er in die umweltschonende Füllmischung eingebracht werden. Auch hier gilt: Olivenkerngranulat schwimmt nicht auf, ist temperaturregulierend und langlebig.
Olivenkerne
Bei der Produktion Olivenöl wird die Olive einschließlich des Kerns, gepresst. Der nach Ölpressung übrigbleibende sogenannte Oliventrester wird zentrifugiert. Hier wird das Öl von Fruchtfleisch- und Schalenresten befreit. Nach der Trocknung bleibt ein beiges Granulat, dass sehr natürlich aussieht. Die Partikel können beim Schreddern in wählbaren Größen verarbeitet werden.